Hirntumoren

Obschon Kopfschmerzen bei Hirntumoren vorkommen, sind diese in den meisten Fällen nicht durch einen Hirntumor bedingt. Kopfschmerzen sind aber auf jeden Fall ernst zu nehmen und abzuklären, wenn sie neu auftreten, über das vertraute Mass hinausgehen und mit weiteren neurologischen und psychischen Störungen verbunden sind.


Vorkommen

Das Stirnhirn ist der grösste Hirnlappen, und entsprechend häufig ist das Stirn- oder Frontalhirn bei Hirntumoren betroffen. Das Stirnhirn spielt bei der Steuerung  unseres Antriebs, der Handlungsplanung und der Gemütslage eine wichtige Rolle. Hirntumoren führen deshalb nicht selten zu einer schleichend auftretenden Persönlichkeits- oder Wesensveränderung. Dies kann sich als Antriebsarmut, Interesselosigkeit, also als sog. Depression äussern, aber auch als Verhaltensveränderung, z.B. sprunghafte Veränderung der Persönlichkeit. Patienten können auch unmotiviert fröhlich wirken oder sehr schwatzhaft werden. Nicht selten kommt es auch zu epileptischen Anfällen, was im Allgemeinen keine diagnostischen Schwierigkeiten bereitet, da normalerweise eine MRI-Bildgebung veranlasst wird. Hirntumoren können auch andere Hirnfunktionen beeinträchtigen, z.B. die Sinnesorgane (Sehen, Gehör, Geruch, Geschmack), aber auch Sprache, Gedächtnis, Körpergefühl und Gleichgewicht. Treten Störungen langsam über Monate oder Jahre auf, werden sie oft vom Patienten nicht wahrgenommen, d.h. der Patient und das Umfeld passen sich an das Ausfallssyndrom an und er beruhigt sich durch scheinbar zutreffende Erklärungen (z.B. Stress bei der Arbeit und im Privatleben). Die gleichen Symptome können durch Druck von aussen (z.B. Meningeom) oder aber von innen (z.B. Glioblastom) auf eine bestimmte Hirnregion ausgelöst werden.


Gutartige Hirntumoren

Prinzipiell gilt, dass Tumoren mit langer Symptomdauer eher gutartig, und solche mit kurzer Symptomdauer eher bösartig sind. Häufige gutartige Tumoren sind Meningeome, Tumoren der Hirnhaut, die zumeist chirurgisch geheilt werden können. Meningeome wachsen sehr langsam und werden oft erst entdeckt, wenn sie eine respektable Grösse von einigen Zentimetern Durchmesser erreicht haben, weil sich das Gehirn an das langsame Wachstum sehr gut anpassen kann. Daneben gibt es als weitere gutartige Tumoren das Acusticusneurinom, genauer das Vestibularisschwannom, ein seltener Tumor des Gleichgewichtsnervs, der zu Hörstörungen führt. Hypophysenadenome sind seltene gutartige Tumoren der Hirnanhangsdrüse, unserer Hormonzentrale, die meistens zu einem Gesichtsfeld- und zu Hormonausfall (Impotenz, Schwächezustand, „Depression“) führen. Es kann aber auch zu einer Überfunktion einzelner Hormonachsen kommen, beispielsweise zu krankhafter Milchsekretion (Prolaktinom) oder zu Riesenwuchs resp. Zunahme des Umfangs von Kopf, Fingern und Zehen (Akromegalie).


Bösartige Hirntumoren

Ein häufiger Hirntumor und zugleich der bösartigste ist das Glioblastom, wie der Name sagt, eine Geschwulst, die im Aufbau sehr an unentwickeltes embryonales Gewebe erinnert.  Diese Tumoren kommen gewissermassen „aus dem Nichts“ und können sehr rasch zu massivem Hirndruck (Kopfweh, Übelkeit/Erbrechen und Benommenheit) führen. Eine Entlastungsoperation kann den Tumor zwar nicht heilen, aber wieder eine gute Lebensqualität herstellen. Glioblastome gehören zur Gruppe der hirneigenen Geschwülste, die von den Stützzellen des Gehirns ausgehen, auch Glia genannt, von sternförmigen Astrozyten. Astrozytome werden in verschiedene prognostische Grade eingeteilt gemäss WHO-Einteilung. Grad I Astrozytome sind gutartig, Grad II sog. niedrig-maligne Tumoren, Grad III und Grad IV Tumoren sind zunehmend bösartig. Das Gehirn enthält zehnmal mehr Astrozyten als Nervenzellen, deshalb sind Astrozytome auch viel häufiger als Nervenzelltumoren (Gangliogliome, Neurinome). Hirnmetastasen, treten häufig bei vielen Krebsleiden auf, und können mit einer gezielten Operation und/oder Bestrahlungstechnik gut kontrolliert werden.


Therapie von Hirntumoren

Eine Operation resp. Biopsie zielt darauf ab, die Gewebediagnose zu sichern und nach Möglichkeit den Tumor komplett zu entfernen. Moderne Operationstechniken verwenden online-Navigation mit Integration des funktionellen MRIs und der Fasertraktdarstellung (Traktographie), in vivo Biomarker, und das interventionelle MRI für spezifische Fragestellungen. Bei bösartigen Tumoren sind zumeist Strahlentherapie und bei gewissen Tumoren auch Chemotherapie von Nutzen. Hier ist das Ziel nicht die Heilung, sondern die Erhaltung einer möglichst guten Lebensqualität. Die Therapie ist komplex und muss immer individuell angepasst werden.
 
Weiterführende Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hirntumor

http://www.tellmed.ch/include_php/previewdoc.php?file_id=1386