Schädel-Hirntrauma

Eine Schädel-Hirnverletzung entsteht durch die äussere Gewalteinwirkung auf den Schädel und/oder das Gehirn, wie sie bei Unfällen in Verkehr, Sport oder Freizeit vorkommt. Jedes Jahr erleiden bis zu 400 Personen pro 100’000 Einwohner eine Schädel-Hirnverletzung. In manchen Fällen führt dies zu einer stationären Behandlung im Spital, oft in einer neurochirurgischen Spezialklinik. Insbesondere die Schwere der Hirnverletzung ist entscheidend für die Prognose des Schädel-Hirntraumas. Eine schwere Hirnverletzung führt oft zu bleibenden Schäden bis hin zu einem Pflegefall. Bei unter 45-jährigen Menschen ist das Schädel-Hirntrauma die häufigste Todesursache. 
 
Bei Schädel-Hirnverletzungen wird zwischen primären und sekundären Schäden unterschieden. Der primäre Schaden entsteht im Augenblick der Gewalteinwirkung und führt zu einer Zerstörung von Gewebe des Schädels und des Gehirns. Er ist nicht rückbildbar. Ein sekundärer Schaden entwickelt sich als Folge der primären Verletzung. Ist ein Blutgefäss verletzt (primärer Schaden), entwickelt sich ein Bluterguss im Gehirn. Dies führt zu einer Drucksteigerung im Schädelinnern und resultiert schliesslich in einer Durchblutungsstörung des übrigen Gehirns. Der daraus folgende Sauerstoffmangel führt zu einer Hirnschwellung und zur weiteren Durchblutungsstörung. Diese sich selbst unterhaltende Kaskade ist lebensbedrohlich, falls sie nicht durch medizinische Massnahmen schnellstmöglich gestoppt werden kann.
 
Als wichtigster Einzelfaktor in Bezug auf Überwachung und Therapie eines Schädel-Hirntraumas gilt der Schädelbinnendruck, der sogenannte Hirndruck. Eine schnelle Normalisierung des erhöhten Hirndrucks bedarf oft einer Notoperation mit Eröffnung des Schädels. Gleichzeitig wird dabei die zugrundeliegende Ursache behoben, zum Beispiel ein Bluterguss entfernt. Die weitere medikamentöse und apparative Therapie wird auf einer Intensivstation durchgeführt.
 
Das Schädel-Hirntrauma wird in 3 Schweregrade eingeteilt. Massgebend dabei ist vor allem der Bewusstseinszustand des Patienten. Dieser wird anhand einfacher Reaktionen des Patienten in einem Score festgehalten (Glasgow Coma Score). Ein summierter Wert von 3 bedeutet eine tiefe Bewusstlosigkeit des Patienten, bei einem Wert von 15 ist der Patient vollkommen wach und orientiert.

Ein leichtes Schädel-Hirntrauma liegt bei einem GCS von 14 oder 15 Punkten vor, die Bewusstlosigkeit dauert in der Regel nicht mehr als einige Minuten und der Patient erholt sich ohne Folgeschäden von der Verletzung.

Beim mittelgradigen Schädel-Hirntrauma weist der Patient einen GCS von 9 – 13 Punkten vor, die Bewusstlosigkeit kann stunden betragen, Dauer und Vollständigkeit der Erholung hängen von der Verletzung spezifischer Hirnareale (z.B. Sprachzentrum, Zentren der Muskelsteuerung, Sehzentrum) ab.

Ein schweres Schädel-Hirntrauma liegt bei einem GCS von 3 – 8 Punkten vor, die Bewusstlosigkeit kann mehrere Tage dauern. Die Prognose ist abhängig vom Ausmass und der Lokalisation der Hirnverletzung, sie ist in jedem Fall aber ernst. Folgeschäden sind mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erwarten. 
 
Jährlich werden in der Schweiz über 20’000 Patienten mit einem Schädel-Hirntrauma im Spital behandelt. Bei einem leichten Schädel-Hirntrauma genügt meist eine mindestens 24-stündige Überwachung in einem Regionalspital. Bei mittelschweren oder schweren Schädel-Hirntraumata muss der Patient in einem Zentrumsspital hospitalisiert werden, wo eine Computertomographie des Schädels jederzeit möglich ist und falls notwendig, eine neurochirurgische Operation durchgeführt werden kann. Zudem muss der Patient oft mehrere Tage auf der Intensivstation behandelt werden. Meist ist bei mittelschweren und schweren Schädel-Hirntraumata nach Abschluss der medizinischen Massnahmen im Akutspital eine stationäre Rehabilitation notwendig. Dabei werden funktionelle Defizite, welche als Verletzungsfolge auftreten, gezielt behandelt. Diese Rehabilitation dauert oft mehrere Wochen oder Monate.
 
Ein Schädel-Hirntrauma ist ein Schicksalsschlag, welcher Patienten und Angehörige stark belasten kann und daneben oft hohe medizinische und volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Vermeiden lassen sich solche Ereignisse nicht, doch oft helfen einfache Präventivmassnahmen wie das Tragen eines Velo- oder Skihelms, Ausmass und Schweregrad eines Schädel-Hirntraumas positiv zu beeinflussen.